Wie in der Philosophie mit und über Daten forschen und lehren?

Autoren

Jonathan D. Geiger und Christian Schröter

27.10.2025

Hintergründe des Workshops

Während außer Frage steht, dass die Philosophie des Digitalen bzw. der Digitalität ein legitimes Forschungsgebiet ist, sind die digitalen Zugänge zu philosophischen Forschungsfragen bislang noch unterbestimmt. Neben den Bereichen digitaler bzw. digital-unterstützter Hermeneutik, digitalen Editionen und digitalen Explorationstools und -räumen sind dies insbesondere digitale (quantitative) Forschungsmethoden, die Erkenntnisse aus großen Datensammlungen extrahieren.

Die Voraussetzungen hierfür sind vielschichtig: Zum einen bedarf es geeigneter wissenschaftstheoretischer Fundamente, um die durch maschinelle Verfahren gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse auch theoretisch abzusichern oder zumindest zu stützen, ohne in einen Datenpositivismus zu verfallen. Zum anderen erfordert die digitale Arbeit in der Philosophie eine strukturierte und nachhaltige Bereitstellung der notwendigen Daten, Sammlungen, Werkzeuge und Infrastrukturen.

Hinzu kommt ein bis dato weitgehend ausgeklammerter, da nachgelagerter Aspekt, betreffend die Kompetenzvermittlung und -entwicklung: Für einen kompetenten Umgang mit digitalen Forschungsdaten, Infrastrukturen und Werkzeugen müssen entsprechende Fertigkeiten nicht nur im Rahmen der Studiengänge vermittelt, sondern auch über Weiterbildungsangebote und Selbststudium gefördert werden. Der letzte Punkt betrifft Lernmedien und deren Zugänglichkeit, insbesondere Open Educational Resources, die ihrerseits eine digitale Infrastruktur voraussetzen.

Diese Themenschwerpunkte – digitale Methoden und Infrastrukturen für die Philosophie sowie die damit verbundenen Kompetenzen – standen im Fokus des 1. Community-Workshops zur Digitalen Philosophie und Data Literacy, der am 4. und 5. September 2025 an der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz in Präsenz und online stattfand. Er schloss an das DigitalLab der AG “Philosophie der Digitalität / philosophische Digitalitätsforschung” der Deutschen Gesellschaft für Philosophie auf dem XVII. Kongress für Philosophie in Münster an und verband die Perspektive des digitalen Operierens in der Philosophie mit dem Schwerpunkt des rahmengebenden Projekts DALIA zu Data Literacy, Forschungsdatenmanagementkompetenzen und Open Educational Resources.

Eindrücke vom Workshop (Foto: Jonathan D. Geiger).
Eindrücke vom Workshop (Foto: Jonathan D. Geiger).

Forschungsdaten, Infrastrukturen und Data Literacy: Die Beiträge

Thematisch war der Workshop zweigeteilt: Am ersten Tag lag der Schwerpunkt auf Forschungsdaten und Infrastrukturen der Philosophie, am zweiten auf Data Literacy im Philosophiestudium. Die Impulse und konkreten Fallbeispiele konnten ausgiebig diskutiert werden.

Stefan Heßbrüggen-Walter (Universität Münster) stellte das Projekt PRODATPHIL (Programmierbare Datensammlung zur Philosophie) vor, dessen Ziel die Sammlung und Bereitstellung maschinenlesbarer Volltexte philosophischer Werke, insbesondere aus dem frühen 20. Jahrhundert, ist. Das Projekt fokussiert sich zunächst auf Fragen der Logik und Wissenschaftstheorie und strebt eine historisch orientierte Kontextualisierung an. Diskutiert wurde insbesondere, welche Texte in ein solches Korpus gehören und welche nicht, sprich, wie “Philosophie” an dieser Stelle klassifikatorisch aufgefasst wird.

Martin Lemke (Universität Rostock) präsentierte das Projekt einer Multi-Autor-Edition zur historischen und systematischen Erforschung des Wiener Kreises. Ausgehend von der Forderung, dass Philosophiegeschichtsschreibung sowohl historisch adäquat als auch für gegenwärtige Fragestellungen relevant sein müsse, wurden die Konstellationsforschung und ihr theoretischer Unterbau eingeführt. Betont wurde dabei die Notwendigkeit einer soliden Editionsbasis, die Transparenz, Maschinenlesbarkeit, dynamische Kommentarapparate und ein wachsendes Korpus ermöglicht, um quantitative Methoden anschließen zu können. Für die technische Umsetzung ist der Einsatz einer Graphdatenbank vorgesehen.

Der Vortrag von Agnes Kleinhans und Ning Xia (beide Technische Universität Darmstadt) widmete sich dem Konzept semantischer digitaler Zwillinge als Weiterentwicklung klassischer digitaler Zwillinge, die ursprünglich etwa in der Raumfahrt – prominent beim Unfall von Apollo 13 – eingesetzt wurden, um komplexe Systeme virtuell abzubilden. Im Projekt freeda wird ein Prototyp entwickelt, der fragmentierte Datensilos zusammenführt und mittels semantischer Technologien heterogene Daten integriert. Diskutiert wurden vor allem Fragen der digitalen Souveränität und Systemtransparenz.

Jonathan D. Geiger (Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz) befasste sich mit der Frage, wie digitale Methoden in der Philosophie umgesetzt werden können, insbesondere durch die quantitative Auswertung digitaler Daten. Als Beispiel wurde die traditionsreiche PHILOS-L-Mailingliste vorgestellt, die seit 1989 als internationales Austauschmedium für Fachphilosophinnen besteht und heute über 13.000 Abonnentinnen in mehr als 60 Ländern zählt und weiterhin aktiv ist. Vorgestellt wurden konzeptionelle und technische Ansätze zur Transformation des E-Mail-Archivs der Mailingliste in ein nutzbares Datenkorpus. Dabei wurde insbesondere die Frage nach den Persönlichkeitsrechten digitaler Vorlässe kritisch diskutiert.

Der Vortrag von Christian Schröter (Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz) thematisierte das Historische Wörterbuch der Philosophie (HWP) als mögliche Ressource für digitale philosophische Forschung und stellte eine Verbindung mit dem PhiWiki als Instanz eines Semantic-Media-Wiki her. Er verortete den Bedarf der philosophischen Community im Kontext kollaborativer digitaler Werkzeuge: von Begriffsarbeit und Zitateverwaltung über Philosophinnen-Genealogien bis hin zu Linked-Open-Data-Ansätzen. Am Beispiel des HWP wurden erste Schritte einer Datenmodellierung vorgestellt, etwa die Verknüpfung von Verfasserinnenregistern mit Daten aus studentischen Projekten. Kritisch diskutiert wurden mögliche Biases im Kategorienbaum des HWP.

Schließlich präsentierten Eric Eggert und Nils Geißler (beide Fachinformationsdienst Philosophie) das PhilPortal als digitale Infrastruktur für die Philosophie, das seit 2018 an der Universität zu Köln betrieben und weiterentwickelt wird. Das Projekt ist der Nachfolger der früheren Sondersammelgebiete und verfolgt das Ziel, eine standortunabhängige, digitale Literaturversorgung für die philosophische Forschung bereitzustellen. Grundlage ist eine enge Abstimmung mit der Fachcommunity, von deren Bedarf und Akzeptanz die Förderung maßgeblich abhängt. Das Portal basiert auf vier Säulen: Recherche, Literaturversorgung, Journal Hosting und Forschungsdaten. In der Diskussion wurden insbesondere Fragen der Datenautorität, Provenienz und Kontextualisierung thematisiert.

Den zweiten Tag, der dem Schwerpunkt Data Literacy im Philosophiestudium gewidmet war, eröffnete Markus Bohlmann (Universität Münster). Er untersuchte die Rolle digitaler Methoden und offener Bildungsressourcen (OER) im philosophischen Unterricht. In vielen Digital-Humanities-Projekten entstehen OER und Initiativen zur Data Literacy entweder gezielt oder als Nebenprodukt, wobei die Fachdidaktik in Deutschland im internationalen Vergleich eine besondere Rolle einnimmt. Viele Lehrkräfte sind nicht spezifisch für die Philosophiedidaktik ausgebildet und suchen daher verstärkt nach didaktischen Ressourcen, was OER besonders attraktiv macht. Zwar existieren bereits viele OER-Angebote, diese sind jedoch häufig von Einzelpersonen abhängig und damit nur bedingt nachhaltig. In der anschließenden Diskussion wurde betont, dass Data Literacy nicht allein als Vorbereitung auf datenwissenschaftliche Berufe verstanden werden darf, sondern als grundlegende Fähigkeit zum kritischen Umgang mit Daten.

Den abschließenden Impuls gestaltete Andreas Hütig (Universität Mainz). Er widmete sich der Frage, wie Datenethik systematisch gelehrt werden kann. Ausgangspunkt war das Projekt Data Literacy @ JGU sowie das Studienprogramm Daten und Informationen im Rahmen des Studium generale. Dabei wurde auch betont, dass Data Literacy an ältere Konzepte wie Medien- oder Informationskompetenz anschließt. Während bestehende Frameworks Datenethik zwar erwähnen, aber selten systematisch ausbuchstabieren, wird im Kontext der Data Literacy Charta Datenethik als übergreifender Aspekt verstanden. Ein praktisches Beispiel bietet der Kurs Data Ethics & Critical Thinking: Der Kurs stößt auf breites Interesse aus unterschiedlichen Fachbereichen und soll perspektivisch auch als Open Educational Resource (OER) veröffentlicht werden. Die Diskussion drehte sich insbesondere um die Frage der curricularen Verankerung von Datenethik.

Resümee

In der Diskussion wurde deutlich, dass die digitale Dimension philosophischer Arbeit verschiedene eng miteinander verbundene Felder umfasst: die Arbeit mit digitalen Daten, Werkzeugen und Infrastrukturen, allerdings auch die dafür notwendigen Kompetenzen sowie die Bereitstellung geeigneter Materialien, etwa in Form von Open Educational Resources (OER). Ein Minimalprogramm für digitale Kompetenzen wäre in der Philosophie bereits früher von Vorteil gewesen, seine Integration in die Curricula bringt jedoch nach wie vor große Herausforderungen mit sich.

Es ist daher wichtig, Studierende frühzeitig an digitale Werkzeuge und Praktiken heranzuführen – sowohl in spezialisierten, DH-orientierten Studiengängen als auch in der Philosophieausbildung insgesamt. Zu den vorgeschlagenen Minimalkompetenzen gehören etwa der Umgang mit digitalen bibliografischen Daten und Literaturverwaltungstools wie Zotero, Grundkenntnisse in regulären Ausdrücken sowie der kompetente Einsatz von Formatvorlagen für wissenschaftliche Texte.

Der Workshop verstand sich als Auftakt eines weiterführenden Diskurses. Neben einer vertieften Ergebnissicherung soll die Auseinandersetzung mit seinen Kernthemen fortgeführt werden. Die Organisatoren bedanken sich bei allen Teilnehmenden in Präsenz und online für ihre Beiträge sowie beim Projekt DALIA für die finanzielle Unterstützung des Workshops. Interessierte sind jederzeit herzlich eingeladen, sich an der weiteren Arbeit zu beteiligen. Kontakt: jonathan.geiger@adwmainz.de und christian.schroeter@adwmainz.de.

Wie in der Philosophie mit und über Daten forschen und lehren?

Autoren

Jonathan D. Geiger und Christian Schröter

27.10.2025

Hintergründe des Workshops

Während außer Frage steht, dass die Philosophie des Digitalen bzw. der Digitalität ein legitimes Forschungsgebiet ist, sind die digitalen Zugänge zu philosophischen Forschungsfragen bislang noch unterbestimmt. Neben den Bereichen digitaler bzw. digital-unterstützter Hermeneutik, digitalen Editionen und digitalen Explorationstools und -räumen sind dies insbesondere digitale (quantitative) Forschungsmethoden, die Erkenntnisse aus großen Datensammlungen extrahieren.

Die Voraussetzungen hierfür sind vielschichtig: Zum einen bedarf es geeigneter wissenschaftstheoretischer Fundamente, um die durch maschinelle Verfahren gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse auch theoretisch abzusichern oder zumindest zu stützen, ohne in einen Datenpositivismus zu verfallen. Zum anderen erfordert die digitale Arbeit in der Philosophie eine strukturierte und nachhaltige Bereitstellung der notwendigen Daten, Sammlungen, Werkzeuge und Infrastrukturen.

Hinzu kommt ein bis dato weitgehend ausgeklammerter, da nachgelagerter Aspekt, betreffend die Kompetenzvermittlung und -entwicklung: Für einen kompetenten Umgang mit digitalen Forschungsdaten, Infrastrukturen und Werkzeugen müssen entsprechende Fertigkeiten nicht nur im Rahmen der Studiengänge vermittelt, sondern auch über Weiterbildungsangebote und Selbststudium gefördert werden. Der letzte Punkt betrifft Lernmedien und deren Zugänglichkeit, insbesondere Open Educational Resources, die ihrerseits eine digitale Infrastruktur voraussetzen.

Diese Themenschwerpunkte – digitale Methoden und Infrastrukturen für die Philosophie sowie die damit verbundenen Kompetenzen – standen im Fokus des 1. Community-Workshops zur Digitalen Philosophie und Data Literacy, der am 4. und 5. September 2025 an der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz in Präsenz und online stattfand. Er schloss an das DigitalLab der AG “Philosophie der Digitalität / philosophische Digitalitätsforschung” der Deutschen Gesellschaft für Philosophie auf dem XVII. Kongress für Philosophie in Münster an und verband die Perspektive des digitalen Operierens in der Philosophie mit dem Schwerpunkt des rahmengebenden Projekts DALIA zu Data Literacy, Forschungsdatenmanagementkompetenzen und Open Educational Resources.

Eindrücke vom Workshop (Foto: Jonathan D. Geiger).
Eindrücke vom Workshop (Foto: Jonathan D. Geiger).

Forschungsdaten, Infrastrukturen und Data Literacy: Die Beiträge

Thematisch war der Workshop zweigeteilt: Am ersten Tag lag der Schwerpunkt auf Forschungsdaten und Infrastrukturen der Philosophie, am zweiten auf Data Literacy im Philosophiestudium. Die Impulse und konkreten Fallbeispiele konnten ausgiebig diskutiert werden.

Stefan Heßbrüggen-Walter (Universität Münster) stellte das Projekt PRODATPHIL (Programmierbare Datensammlung zur Philosophie) vor, dessen Ziel die Sammlung und Bereitstellung maschinenlesbarer Volltexte philosophischer Werke, insbesondere aus dem frühen 20. Jahrhundert, ist. Das Projekt fokussiert sich zunächst auf Fragen der Logik und Wissenschaftstheorie und strebt eine historisch orientierte Kontextualisierung an. Diskutiert wurde insbesondere, welche Texte in ein solches Korpus gehören und welche nicht, sprich, wie “Philosophie” an dieser Stelle klassifikatorisch aufgefasst wird.

Martin Lemke (Universität Rostock) präsentierte das Projekt einer Multi-Autor-Edition zur historischen und systematischen Erforschung des Wiener Kreises. Ausgehend von der Forderung, dass Philosophiegeschichtsschreibung sowohl historisch adäquat als auch für gegenwärtige Fragestellungen relevant sein müsse, wurden die Konstellationsforschung und ihr theoretischer Unterbau eingeführt. Betont wurde dabei die Notwendigkeit einer soliden Editionsbasis, die Transparenz, Maschinenlesbarkeit, dynamische Kommentarapparate und ein wachsendes Korpus ermöglicht, um quantitative Methoden anschließen zu können. Für die technische Umsetzung ist der Einsatz einer Graphdatenbank vorgesehen.

Der Vortrag von Agnes Kleinhans und Ning Xia (beide Technische Universität Darmstadt) widmete sich dem Konzept semantischer digitaler Zwillinge als Weiterentwicklung klassischer digitaler Zwillinge, die ursprünglich etwa in der Raumfahrt – prominent beim Unfall von Apollo 13 – eingesetzt wurden, um komplexe Systeme virtuell abzubilden. Im Projekt freeda wird ein Prototyp entwickelt, der fragmentierte Datensilos zusammenführt und mittels semantischer Technologien heterogene Daten integriert. Diskutiert wurden vor allem Fragen der digitalen Souveränität und Systemtransparenz.

Jonathan D. Geiger (Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz) befasste sich mit der Frage, wie digitale Methoden in der Philosophie umgesetzt werden können, insbesondere durch die quantitative Auswertung digitaler Daten. Als Beispiel wurde die traditionsreiche PHILOS-L-Mailingliste vorgestellt, die seit 1989 als internationales Austauschmedium für Fachphilosophinnen besteht und heute über 13.000 Abonnentinnen in mehr als 60 Ländern zählt und weiterhin aktiv ist. Vorgestellt wurden konzeptionelle und technische Ansätze zur Transformation des E-Mail-Archivs der Mailingliste in ein nutzbares Datenkorpus. Dabei wurde insbesondere die Frage nach den Persönlichkeitsrechten digitaler Vorlässe kritisch diskutiert.

Der Vortrag von Christian Schröter (Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz) thematisierte das Historische Wörterbuch der Philosophie (HWP) als mögliche Ressource für digitale philosophische Forschung und stellte eine Verbindung mit dem PhiWiki als Instanz eines Semantic-Media-Wiki her. Er verortete den Bedarf der philosophischen Community im Kontext kollaborativer digitaler Werkzeuge: von Begriffsarbeit und Zitateverwaltung über Philosophinnen-Genealogien bis hin zu Linked-Open-Data-Ansätzen. Am Beispiel des HWP wurden erste Schritte einer Datenmodellierung vorgestellt, etwa die Verknüpfung von Verfasserinnenregistern mit Daten aus studentischen Projekten. Kritisch diskutiert wurden mögliche Biases im Kategorienbaum des HWP.

Schließlich präsentierten Eric Eggert und Nils Geißler (beide Fachinformationsdienst Philosophie) das PhilPortal als digitale Infrastruktur für die Philosophie, das seit 2018 an der Universität zu Köln betrieben und weiterentwickelt wird. Das Projekt ist der Nachfolger der früheren Sondersammelgebiete und verfolgt das Ziel, eine standortunabhängige, digitale Literaturversorgung für die philosophische Forschung bereitzustellen. Grundlage ist eine enge Abstimmung mit der Fachcommunity, von deren Bedarf und Akzeptanz die Förderung maßgeblich abhängt. Das Portal basiert auf vier Säulen: Recherche, Literaturversorgung, Journal Hosting und Forschungsdaten. In der Diskussion wurden insbesondere Fragen der Datenautorität, Provenienz und Kontextualisierung thematisiert.

Den zweiten Tag, der dem Schwerpunkt Data Literacy im Philosophiestudium gewidmet war, eröffnete Markus Bohlmann (Universität Münster). Er untersuchte die Rolle digitaler Methoden und offener Bildungsressourcen (OER) im philosophischen Unterricht. In vielen Digital-Humanities-Projekten entstehen OER und Initiativen zur Data Literacy entweder gezielt oder als Nebenprodukt, wobei die Fachdidaktik in Deutschland im internationalen Vergleich eine besondere Rolle einnimmt. Viele Lehrkräfte sind nicht spezifisch für die Philosophiedidaktik ausgebildet und suchen daher verstärkt nach didaktischen Ressourcen, was OER besonders attraktiv macht. Zwar existieren bereits viele OER-Angebote, diese sind jedoch häufig von Einzelpersonen abhängig und damit nur bedingt nachhaltig. In der anschließenden Diskussion wurde betont, dass Data Literacy nicht allein als Vorbereitung auf datenwissenschaftliche Berufe verstanden werden darf, sondern als grundlegende Fähigkeit zum kritischen Umgang mit Daten.

Den abschließenden Impuls gestaltete Andreas Hütig (Universität Mainz). Er widmete sich der Frage, wie Datenethik systematisch gelehrt werden kann. Ausgangspunkt war das Projekt Data Literacy @ JGU sowie das Studienprogramm Daten und Informationen im Rahmen des Studium generale. Dabei wurde auch betont, dass Data Literacy an ältere Konzepte wie Medien- oder Informationskompetenz anschließt. Während bestehende Frameworks Datenethik zwar erwähnen, aber selten systematisch ausbuchstabieren, wird im Kontext der Data Literacy Charta Datenethik als übergreifender Aspekt verstanden. Ein praktisches Beispiel bietet der Kurs Data Ethics & Critical Thinking: Der Kurs stößt auf breites Interesse aus unterschiedlichen Fachbereichen und soll perspektivisch auch als Open Educational Resource (OER) veröffentlicht werden. Die Diskussion drehte sich insbesondere um die Frage der curricularen Verankerung von Datenethik.

Resümee

In der Diskussion wurde deutlich, dass die digitale Dimension philosophischer Arbeit verschiedene eng miteinander verbundene Felder umfasst: die Arbeit mit digitalen Daten, Werkzeugen und Infrastrukturen, allerdings auch die dafür notwendigen Kompetenzen sowie die Bereitstellung geeigneter Materialien, etwa in Form von Open Educational Resources (OER). Ein Minimalprogramm für digitale Kompetenzen wäre in der Philosophie bereits früher von Vorteil gewesen, seine Integration in die Curricula bringt jedoch nach wie vor große Herausforderungen mit sich.

Es ist daher wichtig, Studierende frühzeitig an digitale Werkzeuge und Praktiken heranzuführen – sowohl in spezialisierten, DH-orientierten Studiengängen als auch in der Philosophieausbildung insgesamt. Zu den vorgeschlagenen Minimalkompetenzen gehören etwa der Umgang mit digitalen bibliografischen Daten und Literaturverwaltungstools wie Zotero, Grundkenntnisse in regulären Ausdrücken sowie der kompetente Einsatz von Formatvorlagen für wissenschaftliche Texte.

Der Workshop verstand sich als Auftakt eines weiterführenden Diskurses. Neben einer vertieften Ergebnissicherung soll die Auseinandersetzung mit seinen Kernthemen fortgeführt werden. Die Organisatoren bedanken sich bei allen Teilnehmenden in Präsenz und online für ihre Beiträge sowie beim Projekt DALIA für die finanzielle Unterstützung des Workshops. Interessierte sind jederzeit herzlich eingeladen, sich an der weiteren Arbeit zu beteiligen. Kontakt: jonathan.geiger@adwmainz.de und christian.schroeter@adwmainz.de.